Tatsächlich bin ich in der Keramikgemeinde Mettlach (im Betriebskrankenhaus von Villeroy & Boch) zur Welt gekommen. Doch meine Eltern hatten andere Berufe, insofern war mir der Beruf nicht wirklich in die Wiege gelegt. Nach einem Ausflug an die Uni fühlte ich mich dann aber doch viel stärker zu einer Arbeit mit den Händen und der Auseinandersetzung mit Material, mit Form und Farbe hingezogen. Und so hat mein frühestes Umfeld mein spätere Berufswahl womöglich doch entscheidend mit geprägt.
Bis heute fasziniert mich vor allem der Verwandlungsprozess bei der Arbeit mit Ton. Sehr weiches Material erhält auf der Drehscheibe zunächst eine Gestalt und wird anschließend zu einem festen Gegenstand gebrannt. Meine besondere Leidenschaft gilt dabei der schlichten, einfachen Form und Ausführung. Dieses Thema beschäftigt mich, ob ich nun Kacheln entwerfe oder Gefäße, Lampen oder Kunstgegenstände. Da bin ich sehr breit aufgestellt und freue mich, wenn Kunden meine Gestaltung gefällt. Spezielle Wünsche, wie etwas beschaffen sein und aussehen soll, bespreche ich mit meinen Kunden gemeinsam.
Die Kombination aus Handwerk und Kreativität macht für mich den besonderen Reiz meines Berufes aus. Ich mag das Gefühl, wenn die Hand etwas, das sie vielleicht schon hunderte Male geformt hat, scheinbar wie von selbst erschafft. Und ich freue mich über Zeiten, wenn keine Termine drängen – dann probiere ich mal wieder etwas Neues aus. Das kann das Material betreffen, denn ich arbeite viel mit eigenen Mischungen. Allein für die Glasuren gibt es tausendundeine mögliche Rezeptur. Oder ich experimentiere mit der Gestalt und mit den Formen.
Ich gebe meine Erfahrung und mein Know-how auch gern weiter, zum Beispiel im Rahmen des Handwerkerhofs der Rudolph-Steiner-Schule Gröbenzell. Dort gebe ich Kurse für Jugendliche. Das sind immer sehr schöne gemeinschaftliche Erlebnisse.
Ich war 22 Jahre alt, als ich meine Ausbildung bei der bekannten Keramikerin Inge Seelinger, geboren 1930, begann. Bis heute arbeitet sie in ihrer Werkstatt in Eichenau und hat früh Akzente gesetzt mit ihrer Arbeit. Übrigens nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch: Gemeinsam mit einigen anderen Frauen gründete sie die „Fuge“, eine Gruppe, die sich für Umweltschutz und Friedenspolitik einsetzte. Das Foto zeigt Inge Seelinger in den Neunziger Jahren mit einigen ihrer Schülerinnen und Schüler, zu denen damals auch ich gehörte.